Hatfields & McCoys - Kritik zur TV-Serie - Filmtoast.de (2024)

  • 18.03.2018
  • BennySweden
  • Ein Kommentar

Kevin Costner stellt erneut sein begnadetes Gespür für gute Western unter Beweis und schafft mit Hatfields & McCoys ein Meisterwerk.

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Worum geht es in Hatfields & McCoys?

Hatfields & McCoys ist eine dreiteilige Miniserie. Die Hauptrollen tragen Kevin Costner und Bill Paxton. Behandelt wird die jahrelange Fehde zwischen den Familien der Hatfields und der McCoys, welche diverse Todesopfer forderte. Diesen Streit gab es Ende des 19. Jahrhunderts tatsächlich und er steht mittlerweile in den Geschichtsbüchern der USA.

Die jeweiligen Familienoberhäupter ‚Devil‘ Anse Hatfield (Kevin Costner) und Randolph ‚Randall‘ McCoy (Bill Paxton) kämpften im Amerikanischen Bürgerkrieg Seite an Seite und waren eng befreundet. Anse wurde kurz vor Ende fahnenflüchtig und kehrte zurück in die Heimat. Randall kehrte etwas später ebenfalls heim, nahm Anse die Fahnenflucht aber sehr übel.

Parallel dazu gab es aufgrund politischer Interessen und Missverständnissen bereits erste Reibereien zwischen den Hatfields und den McCoys. Stück für Stück spitzt sich die Situation immer weiter zu, sodass beide Familien irgendwann nicht mehr Herr der Lage werden und ein blutiger Krieg entsteht.

Historischer Hintergrund

Der Streit der beiden Familien ging als Hatfield-McCoy-Fehde in die Geschichtsbücher ein und dauerte ca. von 1880 bis 1991. Die Familien wohnten nah beieinander, lebten aber trotzdem in verschiedenen Staaten. Die McCoys sind in Kentucky beheimatet und die Hatfields in West Virginia. Getrennt werden sie durch bergige Wildnis und den Fluss Tug Fork.

Die Handlung der Miniserie hat sich so in Wirklichkeit abgespielt. Selbst der oberste Gerichtshof und Gouverneure mussten sich einschalten. Im Jahre 2003, über 100 Jahre später schlossen die Familien einen (erneuten) symbolischen Waffenstillstand. Vor lauter Hass schafften es die Familien in die amerikanische Geschichte einzugehen. Ironischerweise werden sie seitdem nur noch gemeinsam in einem Atemzug genannt.

Sicher haben wir hier keinen klassischen Western, aber dennoch kommt ganz sicher jeder Western Fan auf seine Kosten. Denn er bekommt alles geboten, was er sich nur wünscht: Atmosphäre, Tristesse, Schießereien, Dreckige unberechenbareKerle und vieles mehr.

Trotz 3 Folgen in Spielfilmlänge kommt keine Langeweile auf. Jedes falsche Wort und jede Falsche Bewegungkönnten einen erneuten Ausbruch von Hass und Gewalt zur Folge haben.

Das Dilemma der menschlichen Abgründe

Anfangs überhastetes unüberlegtes Handeln bringt den Zuschauer zum Verzweifeln und lässt die Lage sich immer weiter zuspitzen und irgendwann geht es nicht mehr darum den Streit zu beendenoder die eigene Familie zu schützen. Es wird lediglich versucht dem anderen Clan zu schaden und den eigenen Stolz zu bewahren.

Was haben wir in Filmen mittlerweile nicht schon für Perversitäten vorgesetzt bekommen, die uns fassungslos und ungläubig zurücklassen. Hier haben wir 2 Familien, die Stolz und Rachegefühle über das Wohl der eigenen Kinder stellen. Niemand kann dieses Handeln nachvollziehen, aber es ist ist so unglaublich intensiv dargestellt, dass man es irgendwann fast nachvollziehen kann. Der einzige Punkt einen Frieden zu forcieren, wäre direkt nach dem Tod eines eigenen Familienmitglieds, da die andere Seite dadurch ihren Rachedurst gestillt hat und man keine Angst mehr haben muss. Da an diesen Punkten logischerweise aber Hass und Trauer überwiegen, spitzt es sich immer weiter zu.

Niemand ist mehr sicher, nicht einmalFrauen oder Kinder. Diejenigen, die nicht ermordet werden, sind letztendlich nicht mehr als gebrochene Seelen, mitten in der ewigen Verdammnis zwischen Trauer und Zorn.

Die Unverbesserlichkeit der handelnden Personen bringt einen an den Rande des Wahnsinns, sodass man am Ende eine ganze Weile braucht, um das alles sacken zu lassen. Denkt man erst einmal darüber nach, dass sich das alles so ungefähr abgespielt hat, geht das Grübeln noch Tage weiter. Das ist allein schon darin begründet, dass diese blutige Fehde zwischen den beiden Familien auf einem Streit in einer Bar beruht. Eine Überreaktion folgt der nächsten und ehe man sich versieht, schafft es niemand mehr Herr der Lage zu werden.

Man spürt förmlich, wie es kein Entkommen aus dem Sog der Rache gibt. Jede Handlung hat neue Rachegelüste zur Folge. Eine Spirale des Wahnsinns, wie man sie fast nur aus Kriegen kennt. Aber wenn wir es genau nehmen, handelt es sich beim Streit zwischen den Hatfields & McCoys um nichts anderes als einen Krieg. Selbst die Politik schaltet sich ein und schafft es nicht den Zwist zu beenden.

Wir bekommen auf beiden Seiten menschliche Abgründe und Eskalationen von Gewalt zu sehen. Wenn man denkt ein Gut und Böse gefunden zu haben, tritt die andere Familie wieder aus dem Schatten heraus und spuckt dem Zuschauer mitten ins Gesicht. Angegebene Gründe wie Glaube, Recht oder Familienliebe sind letztendlich nicht mehr als Vorwände alter verbitterter Männer, die nicht mehr im Stande sind etwas anderes als Hass zu fühlen.

Der Cast in Hatfields & McCoys

Auch wenn wir hier 2 Hauptdarsteller haben, muss man ganz klar Kevin Costner, der auch als Produzent fungierte, als Gesicht von Hatfields & McCoys hervorheben. Es gibt wohl kaum einen lebenden Schauspieler, der so perfekt in das Western-Genre passt, wie er. Er schwebt allmächtig über der ganzen Miniserie und seine Präsenz überstrahlt den restlichen Cast. Er spielt ‚Devil‘ Anse Hatfield, den Patriarchen der Hatfields und wird von allen verehrt. Selbst ältere Familienmitglieder beugen sich ihm bedingungslos.

Dies bedeutet aber in keinem Falle, dass die weiteren Akteure untergehen oder eine schlechte Performance hingelegt haben. Als Gegenpart zu Kevin Costner haben wir Bill Paxton als Randolph ‚Randall‘ McCoy, der Patrairch der McCoys. Er hat sicher eine teilweise anstrengende Rolle, füllt diese aber überragend aus. Er zerfällt förmlich vor den Augen des Zuschauers. Als gestandener Mann gestartet, verliert er nicht nur fast alles Wichtige in seinem Leben, sondern dazu auch noch jedes Verständnis für Schmerz oder Trauer. Ich ziehe meinen Hut für dieses differenzierte feinfühlige Spiel. In den Nebenrollen finden wir weitere bekannte Größen. Tom Berenger als skrupelloser Hatfield Onkel Jim Vance ist grandios. Auch wenn man seiner Rolle einiges sehr übel nimmt, macht es doch großen Spaß ihm dabei zuzusehen. Speziell in der Familie der Hatfields stechen weitere Schauspieler hervor. Sowohl Powers Boothe (Judge Valentine „Wall“ Hatfield), als auch Matt Barr (Johnson „Johnse“ Hatfield) und Boyd Holbrook (William „Cap“ Hatfield) wissen in ihren Rollen zu überzeugen. Preise gab es u.a. für Kevin Costner (Golden Globe, Emmy) und Tom Berenger (Emmy).

Fazit zu Hatfields & McCoys

Hatfields & McCoys ist eine Spannende, düstere, dreckige und konsequente Serie ohne die typischen Klischees. Triste Landschaftsaufnahmen, die den Zuschauer mit Haut und Haar fressen um ihn mitten im Wilden Westen wieder auszuspucken, prägen die Miniserie. Besonders die Szenen im Grenzgebiet, bestehend aus Wäldern, Bergen und Gewässern, packen den Zuschauer von der ersten Sekunde an. Inszeatorisch sehen wir hier ein wahres Kunstwerk. Aber auch der Soundtrack weiß in recht untypischer Manier zu überzeugen. Szenen, die normalerweise schnelle laute Sounds als Verkleidung bekommen, werden mit melancholischen Tönen hinterlegt. So bekommen Schießerein oder Tötungen einen ganz speziellen Charme und spiegeln das ganze Dilemma dieses grausamen Konflikts perfekt wider. Je mehr sich die Situation zuspitzt, umso einnehmender wird der Score. Mich persönlich hat er irgendwann so gefesselt, dass ich mir geschworen habe, die Hatfields & McCoys möglichst zeitnah nochmals zu sichten.

Unsere Wertung:

©2012 Hatfield and McCoy Productions, LLC. All Rights Reserved.

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